Der Außenbereich
Justinuskirchplatz - der alte Höchster Friedhof
Der Platz um die Justinuskirche war seit dem Mittelalter der Höchster Friedhof.
Nachdem bereits 1804 das Beinhaus an der Justinuskirche abgerissen worden war, wurde der Kirchhof 1810 aufgegeben. Er wurde in den Jahren 1930 bis 1932 im Rahmen der Renovierung der Kirche abgetragen und der Platz vor der Kirche gepflastert. Nur noch eine Pietà an der Nordfassade der Kirche, acht Grabplatten im Inneren der Kirche und einige verwitterte Grabsteine im Garten auf der Mainseite erinnern an die Begräbnisstätte.
Das alte Friedhofskreuz
An der Ostseite des Justinusplatzes steht, angelehnt an die Trennwand zum Pfarrhausvorgarten, auf einem aufgemauerten Altartisch ein barockes Sandsteinkreuz. Der Kreuzschaft mit dem Korpus Christi und dessen Kopf und Arme stammen aus dem 18. Jahrhundert. Nach teilweise unsachgemäßen Restaurierungen (zum Beispiel 1926 und 1932) und vielen schwerwiegenden Schäden, wurde das Kreuz zwischen 1983 und 1986 grundlegend saniert.
Mit einiger Sicherheit war das Kreuz Teil der ursprünglich auf dem Friedhof an der Justinuskirche stehenden Kreuzigungsgruppe. Deren Aussehen ist nicht mehr bekannt. Im Schlosskeller gibt es aber noch eine Maria aus Sandstein und eine zweite Figur ohne Kopf − ein Johannes? −, die in der Größe zu dem Kreuz passen würden. Denkbar wäre aber auch, dass es sich um eine 1795 an der alten Mainzer Landstraße, der heutigen Ecke Luciusstraße/Leunastraße, unmittelbar beim von 1810 bis 1886 belegten Höchster Friedhof bezeugte und bildlich überlieferte Kreuzigung handelt. Die heutige Aufstellung geht mit einiger Sicherheit auf das Jahr 1891 zurück, als nach Fertigstellung des neuen Pfarrhauses auch die Trennmauer zum Justinusplatz gebaut wurde.
1443: Bau des Hochchors
Nur wenige Schritte rechs von dem alten Friedhofkreuz, versteckt in der Ecke, in der die Mauer an die Wand des Chores der Justinuskirche anschließt, findet sich das Baudatum des Hochchores „1443” am Nordoststrebepfeiler des Chores.
Votivtafel für Balthasar Gertener, 1706
An der nördlichen, stadtseitigen Außenmauer der Justinuskirche befindet sich in Augenhöhe eine Votivtafel aus rot-gelb-geflecktem Sandstein. Sie wurde 1706 für den alteingesessenen Bäckermeister und Schöffen Balthasar Gertener (Gärtner; 1635 - 1.03.1705) angebracht. Abgebildet sind eine Pieta, Engelköpfe, Girlanden und eine Brezel, die auf den Beruf des Auftraggebers hinweist. Der Text lautet:
ZU EHREN DEM BITTER LEIDEN
JESU CHRISTI HAB ICH BALTAS GERTE
NER IN HÖCHST DIES GEDAECHTNIS
MACHEN LASSEN
Justinusgarten (hinter der Justinuskirche)
Der auf der Mainseite gelegene, versteckte Garten der Justinuskirche ist der ehemalige Friedhof der Antoniter. In seiner heutigen Bepflanzung wurde er zu Beginn der 1990er Jahre angelegt. In dem weitgehend naturbelassenen Blumen und Käutergarten werden seit 2006 auch die von den Antonitern verwendete Heilkräuter angepflanzt, die bei der Behandlung der am „Antoniusfeuer” Erkrankten eine wichtige Rolle spielten. Für die Öffentlichkeit ist der Justinusgarten seit 2004 vom Frühjahr bis zum Herbst vom Vorgarten des Pfarrhauses her zugänglich. Nicht zu verwechseln ist er mit dem städtischen, sogenannten „Kirchgärtchen”, das auf der Westseite der Justinuskirche liegt.
Grabdenkmäler und Schlusssteine im Justinusgarten
Im November 2009 konnten alle noch vorhandenen historischen Schlusssteine der Justinuskirche und alle Grabplatten aus dem Außenbereich im Justinusgarten geschützt aufgestellt werden. Einige konnten restauriert, alle gefestigt werden.
Der neue Platz ist an der langen Wand zwischen Pfarrhausgarten und Justinusgarten (hinter dem Chor der Justinuskirche; Eingang durch den Pfarrhausvorgarten links vor der Justinuskirche). Der Aufstellungsort im Eingangsbereich des Justinusgartens soll daran erinnern, dass dieser Garten einst der Antoniterfriedhof war und in und um die Kirche über Jahrhunderte Bestattungen stattfanden. Ein gemeinsames Schieferdach auf einer Holzkonstruktion und der neue Aufstellungsort sollen den bisherigen Verfall der zum Teil 500 Jahre alten Steindenkmäler stoppen oder zumindest verlangsamen.
Schlusssteine aus dem Hochchor der Justinuskirche
Das Gewölbe des gotischen Hochchores der Justinuskirche war vermutlich um 1464 fertiggestellt. Schon 1523 musste das gotische Rippengewölbe mit den Schlusssteinen im Scheitelpunkt herausgenommen werden. Die beiden Schlusssteine − 0,64 Meter im Durchmesser und 0,32 Meter hoch − haben sich bis heute erhalten, da sie im Antoniterkloster eingemauert waren.
Von 1967 bis 2007 befanden Sie sich im Museum des Höchster Geschichtsvereins im alten Schloss. Nach dessen Auflösung wurden Sie durch Vermittlung der Stiftergemeinschaft Justinuskirche 2008 der Pfarrgemeinde übereignet, ebenso wie ein dritter deutlich kleinerer Schlussstein, der vermutlich aus dem nordlichen Seitenschiff der Justinuskirche stammt.
Schlussstein des Hugo von Bellmonte
Dieser Schlussstein zeigt das Wappen des Hugo von Bellmonte. Er ist 1429 Präzeptor des Antoniterklosters in Isenheim (Elsass) und 1436 Präzeptor in Roßdorf bei Hanau. 1441 siedelt er mit seinem Konvent nach Höchst und war bis 1460 Präzeptor in Höchst. In seine Zeit begann der Bau der Justinuskirche. 1460 übergab er, noch vor Fertigstellung des Chores, aus Altersgründen sein Amt an Johannes Gutgelt.
Sein Wappen findet sich auch im Gewölbe der Vorhalle, das um 1464 fertiggestellt wurde.
Schlussstein des Johannes Gutgelt
Johannes Gutgelt kommt ebenfalls über Isenheim in den Höchster Konvent und wird dort 1460 Präzeptor. Er stirbt 1463 und wird vermutlich im Chor bestattet. Er hinterlässt 3921 Gulden an Schulden, die aus der Vollendung des Chores resultieren.
Sein Wappen befindet sich auch am Sakramentshäuschen, links im Chor.
Schlussstein mit Blume
Dieser kleine Schlussstein, bis 2009 im Besitz des Höchster Geschichtsvereins, stammt vermutlich aus dem nördlichen Seitenschiff der Justinuskirche, wo im vorderen Bereich vermutlich ebenfalls eine Gewölbedecke war (wie im Südseitenschiff, wo ein Schlussstein mit Eichhörnchen eingebaut ist).
Epitaph mit zwei noch nicht identifizierten Wappen
Dieses Epitaph aus Mainsandstein, das drei Wappenschilder zeigt, auf denen Lilien erkennbar sind, hat sich im Justinusgarten an der Wand zum Kirchgärtchen erhalten. Es konnte noch nicht zugeordnet werden. Ähnlichkeit besteht zu dem Wappen des Antoniterpräzeptors Johannes Gutgelt.
Fragment eines kleinen Sandsteingrabsteins
Im hinteren Teil des Justinusgartens hat sich das untere Fragment eines kleinen Grabsteins aus Mainsandstein erhalten. Er zeigt links Maria und rechts den heiligen Johannes. Das sicher ursprünglich darüber stehende Kreuz ist verlorengegangen. Der Grabstein wurde 2008/2009 restauriert.
Epitaph des Hans Georg von Kronberg
Das Epitaph aus Sandstein wird im Epitaphienverzeichnis von G. Helwig von 1614 erwähnt. Er zitiert folgende Inschrift, von der heute nur noch der Text bis „Cronberg“ einwandfrei zu entziffern ist, der Rest ist abgeschliffen:
„Anno Domini 1608, den 9. Julii ist der gestreng Edel und Vest Hanß Georg von Cronberg,
Churf. Maintzisch Rhat, auch ambtmann allhie und zu hofheim
in gott seliglich allhie verschieden,
und den 16. eiusdem anhero Christlich zur Erden bestattet worden,
dessen Seel der Allmechtig gott barmherztig sein wolle.“
Helwig fügt noch hinzu: Links: „tres filii quorum duo in pueris“, Mitte: „Uxor Anna Margaretha a Dalberg“, rechts: „Duae filiae“. Auf dem Grabstein befanden sich nach Helwig folgende Wappen: Cronberg, Sicking, Cronberg (ohne Krone), Handschuchsheim, Helmstat, Flersheim, Ba … (im Manuskript ausgeschnitten), Sicking, Mant de Limbach, Ulmstat, Volckringen.
Vermutlich seit 1930 bis 2009 diente das Epitaph im Garten hinter der Justinuskirche als Tischplatte.
Epitaph eines Antoniterpräzeptors
Bei den umfangreichen Arbeiten im Chor der Justinuskirche wurde am 22. Mai 1931 vor dem Chorpodest eine Grabplatte aus Mainsandstein entfernt, die – nach dem Bestattungsort – die eines Antoniterpräzeptors sein dürfte. Eine Zuweisung war bisher nicht möglich. Seit 1930 stand sie im Justinusgarten an der Mauer zum Kirchgärtchen. Durch die ungeschützte Aufstellung hat sie sehr gelitten.
Epitaph der Weltpriester Heinrich Günter und Johannes Suereck (1451)
Auf dem Epitaph aus (Pfälzer?) Sandstein sind zwei Personen in priesterlichen Gewändern dargestellt, einer hält einen Kelch und eine Hostie, ein zweiter hat einen Rosenkranz. Die Inschrift und die Jahreszahl sind nicht mehr zu entziffern.
Dieses Epitaph wird bei Dehio/Gall als „Epitaph zweier Priester von 1485“ erwähnt, ebenso bei Dr. Jakob Rauch.
Heinrich Günther war Pfarrer von Höchst, als die Justinuskirche an die nach Höchst gekommenen Antoniter überging. Er starb 1451. Im Diarium der Antoniter wird berichtet „Henricus Güntherus plebanus in Hoegst hat einen Leichstein ante ingressum chori.“ Ihm folgte Pfarrer Johannes Suereck nach, ebenfalls ein Weltpriester, der auch 1451 verstarb.
Offenbar wurde für die beiden, im gleichen Jahr verstorbenen Priester 1485 dieser gemeinsame Grabstein hergestellt. Es handelt sich somit um den frühesten erhaltenen Grabstein zweier Pfarrer von Höchst (so Dr. Wolfgang Metternich, der frühere Fehldeutungen klärte).
Nach Abschluss der Sanierung der Justinuskirche, wurde der stark beschädigte Grabstein 1932 dem Geschichtsverein Höchst übereignet. Er stand bis 2007 im Garten des Zollturms, links vom Eingang an der Mauer, war in früherer Zeit schon Bestandteil eines Schießstandes und Bestandteil eines Hühnerstalles. Auf Betreiben der Stiftergemeinschaft wurde er 2007 an die Pfarrgemeinde St. Josef rückübereignet und 2008/2009 restauriert.
Epitaph des Johann von Hattstein, Amtmann von Höchst
Das Epitaph aus Mainsandstein wird im Epitaphienverzeichnis von G. Helwig von 1614 aufgeführt. Dr. Rudolf Schäfer bezeichnet es 1966 als „nicht mehr vorhanden“, was nicht zutrifft. Anhand der Inschrift und des Wappens der Hattsteiner − es findet sich auch am Rathaus zu Wörth am Main − konnte es 2009 eindeutig identifiziert werden. Es stand, vermutlich seit der Kirchenrestaurierung 1930, im Justinusgarten an der Mauer zum Kirchgärtchen. Die Inschrift lautet:
"DER EDEL UND EHREN
VEST JOHAN VON
HATTSTEIN AMBTMANN
ZU HOEGST STARB
DEN 11: JANUARIJ 1540"
Johann von Hattstein war als Nachfolger von Philipp von Hattstein von 1515 bis 1540 Amtmann in Höchst. Ihm folgten weitere Hattsteiner als Amtmänner. Das Geschlecht der Hattsteiner gehörte zum Hause Reiffenberg, von dem es sich abspaltete. Das Grab war in einer Seitenkapelle. Die Wappen der Bellersheim und von Dorff befanden sich laut Dr. Rudolf Schäfer in den Fenstern.
Epitaph mit umlaufender Schrift
Auch dieses Epitaph aus Mainsandstein, das im Justinusgarten an der Wand zum Kirchgärtchen stand, konnte bisher noch nicht zugewiesen werden.
Epitaph der M. Elisabetha Scheppler, 1800
An der Südaußenwand der Justinuskirche im Justinusgarten ist ein besonders schönes Epitaph der M. Elisabetha Scheppler, geborene Siebenborn (geboren 1748), Gattin des Zollschreibers Franz Josef Scheppler, angebracht. Verschiedenfarbige Sorten von Taunusmarmor (hellgrau, gelblich) sind kombiniert. Ein zerbrochenes und unvollständiges Medaillon wurde 2010 wieder zusammengefügt. Folgender Text ist noch lesbar (sowie nach einem Foto aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts rekonstruierbar):
M. Elisabetha
geb. Siebenborn Gattin
des (?kurmainzischen Hof)
rath und Zollschreibers
zu Höchst F(ranz) J(oseph) Scheppler
ruhet hier in Frieden.
Sie starb den (1800 lt. Angaben ihrer Nachfahren)
(??)
am Main.
Das Epitaph wurde an seinem historisch verbürgten Platz belassen.