Kurzführung
Mit folgender Kurzführung können Sie sich auf einen Besuch in der Justinuskirche vorbereiten. Die Ziffern verweisen auf den nachstehenden Plan:
Gerne führen wir Sie oder Ihre Gäste aber persönlich mit einer „fachkundigen Führung” durch die Kirche.
Bevor Sie die Kirche an der Nordseite betreten, begrüßen Sie die Kopien der Plastiken des Paulus von Theben (links) und des Mönchsvaters Antonius Eremita (rechts) am Hauptportal (1). Die durch Umwelteinflüsse gefährdeten und angegriffenen Originale finden Sie in der Taufkapelle (5).
Vom Haupteingang aus fällt der Blick in das eindrucksvolle Langhaus der karolingischen Basilika (2), deren ursprünglicher Grundriss ohne Choranbau im Plan zu erkennen ist. Die Kämpfer und korinthischen Kapitelle der Säulenarkaden (3) gehören zu den bedeutendsten Stücken der Bauplastik des 9. Jahrhunderts.
Im 15. Jahrhundert war die Kirche farbig ausgemalt. Erhalten sind noch die Darstellung von Christus als Weltenrichter über dem Triumphbogen (4) sowie eine Kreuzigung, die durch den Altar mit der Mondsichel-Madonna (19) neben der Kanzel verdeckt wird.
Auf der Nordseite sehen Sie drei Kapellenanbauten: In der Taufkapelle mit den Originalplastiken des Antonius und Paulus an der Wand befindet sich ein spätgotisches Taufbecken (5). Es wird von drei Löwen aus dem 11. Jahrhundert getragen, den ältesten beweglichen Ausstattungsstücken der Kirche. In der Seitenwand finden Sie den gut erhaltenen, farbig angelegten Grabstein von Heinrich Meyersbach (6 a) aus dem Jahre 1520, dem Generalpräzeptor des Antoniterklosters in Höchst.
Im Nordseitenschiff zwischen den Kapellen hängen in der Wand zwei Epitaphien des 16. Jahrhunderts. Rechts neben der Taufkapelle der Stein von Philipp und Margarete von Reiffenberg (6 b); es folgt die Grabplatte des Domherrn Konrad Hofmann (6 c); beim Nebeneingang (23) im nördlichen Altarraum steht der älteste Grabstein der Kirche, die geritzte Platte des Pfarrers Heinrich Fetting von Schwanheim (6 d) aus dem Jahre 1457.
Die bedeutendsten Kunstwerke der Kirche befinden sich in der östlichen Seitenkapelle: eine überlebensgroße geschnitzte und in weitgehendoriginaler Farbigkeit erhaltene Sitzfigur des Ordensvaters Antonius Eremita von 1485 (8) und ein ottonisches Kruzifix aus Antoniterbesitz (9). Die qualitätvolle Sitzfigur, die 2017 restauriert wurde, ist eine der wenigen, vergleichbaren Figuren im deutschsprachigen Raum. Der Höchster Antonius könnte als Vorbild für die um 1500 im Auftrag der Isenheimer Antoniter entstandene Figur des Heiligen von Niklaus Hagenauer im weltberühmten Isenheimer Altar gedient haben.
Im Gegensatz zu den barocken Seitenaltären gehört der gotische Kreuzaltar in der Mittelkapelle (7) zur ursprünglichen und für diese Kirche selbst gefertigten Einrichtung. Es handelt sich um den 1485 in Worms gemalten Pfarraltar am ehemaligen Lettner, einer steinernen Wand zwischen Chor und Schiff auf der Höhe der Kanzel, die Klosterund Pfarrkirche trennte. Im Mittelteil ist die Kreuzigung Jesu dargestellt; auf den vier Tafeln der Seitenflügel über Kreuz Szenen der Kreuzlegende: die Auffindung durch Kaiserin Helena und die Rückführung des Kreuzes nach Jerusalem durch Kaiser Heraklios nach dem Raub durch die Perser. Die Predella zeigt Christus und die zwölf Apostel.
Durch das Langhaus und den gotischen Choranbau fällt der Blick auf den furnierten barocken Hochaltar (13) von Johann Wiess (1726), einen der bedeutendsten Altäre im Bistum Limburg. Im Altaraufbau befinden sich Holzplastiken von hoher Qualität: links der hl. Josef mit dem Jesuskind, rechts der hl. Kirchenlehrer Augustinus; unter der Strahlensonne die Kirchenpatronin, die hl. Margarete, eine der vierzehn Nothelfer. Der Legende nach vertrieb sie mit einem Kreuzzeichen einen Drachen, der sie des Nachts im Gefängnis verschlingen wollte. Sie wurde 305 wegen ihres Glaubens öffentlich enthauptet. Das Altarbild zeigt die Kreuzigung Jesu. Darüber das Antoniterwappen mit dem Antoniterkreuz in der Form eines „T“.
Im Chor sieht man das eichene Chorgestühl (12) aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, 1986 erneuert. Die originalen Seitenwangen zeigen im Relief die beiden Antoniterheiligen: den hl. Antonius Eremita und den hl. Paulus mit einem Gewand aus Eichenblättern anstelle der in der Legende erwähnten Palmblätter. Wenn Sie den Chorraum Richtung Hauptschiff verlassen, passieren Sie ein großes barockes Wandkreuz (16) und die Empire-Kanzel von 1812 (17), das einzige Stück der Kirche, das in Höchst selbst gefertigt worden ist. In der Sakristei (18), der früheren Heilig-Kreuz-Kapelle, finden Sie ein Kreuzrippengewölbe mit Schlusssteinen.
Die beiden barocken Seitenaltäre aus dem ehemaligen Kloster Gottesthal bei Oestrich im Rheingau sind Maria gewidmet: die Pieta (11) des nördlichen Altarraumes der schmerzhaften Mutter, die Madonna auf der Mondsichel (19) im Südseitenschiff der Himmelskönigin.
Die prachtvolle Orgel (22) von 1740 stammt aus der Werkstatt des Orgelbauers Onimus in Mainz. 1988 wurde von der Orgelbaufirma Kuhn in Männedorf bei Zürich nach barocken Werkprinzipien eine neue, dreimanualige Orgel in bester Konzertqualität in das alte Gehäuse eingebaut. Dadurch wurde die Kirche zu einem Zentrum der Orgelmusik, geschätzt von Solisten aus aller Welt.
Die Stiftergemeinschaft bietet qualifizierte Führungen durch die Justinuskirche an. Mehr Informationen dazu finden Sie unter „Fachkundige Führungen”.